Es ist ein außergewöhnlicher Anlass, der sich manchmal nur schwer in Worte fassen lässt, ja der sogar gestandene Redner sprachlos macht angesichts der rührenden Momente. Damit die Hochzeitsrede dennoch der Feierlichkeit gebührend beipflichtet, gibt es ein paar interessante Tipps. Nicht nur Wortwahl, sondern auch Rededauer, Zeitpunkt und Requisiten sind maßgeblich für den verdienten Applaus. Doch wer hält überhaupt die Hochzeitsrede?
Inhaltsverzeichnis
Die Redner
Prinzipiell darf natürlich jeder das Wort der Hochzeitsrede ergreifen und einen Toast auf das Brautpaar ausbringen bzw. umgekehrt das Brautpaar sich bei den Gästen bedanken. Erwartungsgemäß sollten jedoch Bräutigam, Brautvater und Trauzeugen eine kurze Rede halten und diese auch entsprechend vorbereitet haben. Traditionell empfängt das Brautpaar die Gäste im Festsaal, steht gemeinsam vom Tisch auf und bedankt sich bei Familie und Freunden. Der Bräutigam hat dann die Ehre, das Buffet für eröffnet zu erklären. Je nachdem, wie Catering und Rahmenprogramm abgestimmt sind, folgen die Ansprachen. Wichtig: Während der Hochzeitsreden werden Essen und musikalische Unterhaltung unterbrochen. Rein theoretisch beginnt dann der Brautvater bzw. die Eltern des Bräutigams, danach sind die Trauzeugen an der Reihe, daraufhin weitere Gäste und abschließend wieder das Brautpaar, meistens um das Programm zum Tanz überzuleiten. Dabei haben nicht nur die Herren das Sagen – wenn sich jemand mit blumigen Worten auskennt, dann wohl die Frauenwelt. Trauzeuginnen, Müttern und der Braut selbst sei der große Auftritt ebenfalls gegönnt. Die Reden sollten jedoch vorab zumindest in Bezug auf das Abendprogramm abgestimmt werden. Gäste unvorbereitet zu einer Rede aufzufordern, könnte dagegen im peinlichen Schweigen enden, denn gerade in dem Augenblick die richtigen Worte zu finden, ist nicht leicht. Erst recht, wenn zig Leute zusehen, die Kameras hervorholen und sich der Festsaal neugierig konzentriert. Der Redner sollte dementsprechend gut sichtbar und hörbar sein. Bei größeren Veranstaltungen, am besten mit einem Mikrofon ausgestattet, steht der Protagonist auf und spricht zu den Gästen. Was schon zu Schulvorträgen bewährte Methode war, erweist sich auch bei der Hochzeitsrede als durchaus brauchbar: gute Vorbereitung, Charme und ein spannender Inhalt.
Die Vorbereitung der Hochzeitsrede
Um bei der eigentlichen Hochzeitsrede nicht nur stur vom Blatt abzulesen und daraus einen trockenen Beitrag zu machen, gehört eine angemessene Strategie. Freizusprechen wirkt wesentlich natürlicher und bringt die Botschaft näher an das Publikum. Gedichte kann man auswendig lernen, doch sind hier durchaus Ausnahmen zulässig. Hilfreich ist es vor allem, sich einen Stichpunktzettel zusammenzustellen, mit den wichtigsten Punkten und möglichst nicht größer als Karteikarten. So bleibt das Geschriebene unauffällig und übersichtlich. Auch zum Üben eignen sich die knappen Anmerkungen hervorragend. Grundsätzlich sollte auf kurze Sätze geachtet werden. Das lässt sich wesentlich leichter merken und hält den Kontext zusammen, sodass jeder der Hochzeitsrede folgen kann. Fremdwörter, komplizierte Zusammenhänge oder auch Rhetorik mögen zwar in der Literatur stilvolle Mittel sein, führen in einer Hochzeitsrede jedoch zu Aufmerksamkeitsdefiziten. Grundsätzlich sollte man sich vorab Gedanken darüber machen, an wen sich die Rede richtet und über wen gesprochen wird. Maximal fünf Minuten sollte die Ansprache dauern und sich kurz in Einleitung, Spannungsaufbau und Höhepunkt bzw. Schlussteil gliedern. Quasi ein Vortrag in drei Akten. Die Rede vorher zu proben ist auf jeden Fall ratsam. Lautes Sprechen verinnerlicht den Text und gibt das nötige Selbstbewusstsein. Wenn Requisiten oder Technik benötigt werden, ist auch dies vorab auf Zuverlässigkeit zu prüfen. Kreativität ist jederzeit eine willkommene Abwechslung und garantiert die Aufmerksamkeit der Auditoriums.
Die Hochzeitsrede gestalten
Der Trend zeigt: je individueller und einfallsreicher die Hochzeitsrede, desto denkwürdiger der Augenblick. Es darf lustig, albern, spannend und auch schlagfertig sein. Witze unterhalb der Gürtellinie oder so richtig peinliche Anekdoten haben bei einem derart romantischen Event allerdings nichts zu suchen. Dagegen sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. So kann zum Beispiel das Brautpaar eine aufeinander abgestimmte Rede halten. Gleich einem Dialog werden die Parts abwechselnd vorgetragen und bekommen so einen ansprechenden Rhythmus, der zugleich beweist, wie gut die beiden als Team funktionieren. Da Trauzeugen meistens im selben Alter liegen, können auch sie originelle Ideen zum Besten geben, die nur so vor Charme und Zuneigung sprühen. Gerade die amerikanische Vorliebe für die „Best man speech“ bringt außergewöhnliche Talente zum Vorschein. Auf Youtube und Co. lassen sich viele dieser Highlights verfolgen und als Inspiration aufgreifen. Vom Eminem-Cover bis zur Standup Comedy reicht das Repertoire. Dazu können allerlei Requisiten hinzugezogen werden. Verkleidungen, Flipcharts, vielleicht auch Details aus der Beziehung des Brautpaares können zur Veranschaulichung dienen – und zur Unterhaltung. Visuelle Effekte sind besonders effektiv, aber auch Gestik und Mimik spielen eine entscheidende Rolle. Auch mit der Stimmlage lässt sich Spannung aufbauen. Sei es eine Stimm-Parodie, geheimnisvolles Flüstern oder lautstarke Pointen – die Mischung macht's.
Gesprächsstoff
Inhaltlich steht natürlich das Brautpaar bei der Hochzeitsrede im Mittelpunkt. Klassische Themen sind all die wichtigen Momente, die sie zusammen geführt haben. Wie sie sich kennengelernt haben, welche Erlebnisse sie verbinden und was sie zu einem so besonderen Paar macht. Angefangen wird mit ein, zwei Einleitungssätzen. Vorzugsweise stellt man sich der Gesellschaft erst einmal vor, hauptsächlich bei größerer Gesellschaft, zu denen sich nicht all in- und auswendig kennen. Auch der Bezug zum Brautpaar sollte deutlich werden. Da es immer schwierig ist, über etwas zu reden, dass man beispielsweise nicht selbst miterlebt hat, könnte man Begebenheiten schildern, an die man sich gemeinsam erinnert. Das Brautpaar zu charakterisieren, erschließt auch die Möglichkeit, einen kleinen Ausblick auf die Zukunft der Ehe zu geben. Vollkommen Fehl am Platz sind selbstverständlich deprimierende Sprüche, schlimmer noch die eigene Unmut über die Ehe allgemein oder derartiges. Dafür darf es romantisch, rührend und schmalzig sein. Vor allem den Brautvätern steht eine klassische Rede über den Stolz auf den Nachwuchs, darüber, dass nun der Bräutigam als Sohn zur Familie gehört und die Zukunft der beiden mit Glück gesegnet sei. Abschließend sollte kein plumpes Prost das letzte Wort haben, sondern etwas Liebevolleres als „Auf eurer Glück“.
Professionelle Ratgeber, „Ghostwriter“ und vorgefertigte Texte sind zwar überall im Internet zu finden und können durchaus als Anregung dienen, doch nur eine persönliche Rede, die von Herzen kommt, bewegt die Gemüter wirklich, rührt zu Tränen und beweist, wie sehr man sich das Wohl des Paares wünscht und ihnen als Freund stets offen und ehrlich zur Seite steht.